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Wenn der Spender selbst zum Risiko wird – 5 kritische Fehler im Umgang mit Seifen- und Desinfektionsspendern


Bei einer Begehung in einem kleinen Feinkostbetrieb fiel mir auf, dass der Seifenspender am Handwaschbecken irgendwie schmierig wirkte. Auf Nachfrage meinte der Inhaber: 
„Ach, das ist nur von außen – da fassen halt viele hin. Innen ist ja alles sauber. Wir füllen den einfach immer wieder mit dem Kanister nach.“
Ich habe nicht belehrt, sondern erklärt. Dass Desinfektionsmittel und Seife keine Selbstreinigungskräfte besitzen. Dass sich im Pumpmechanismus Rückstände sammeln können. Und dass das MHD längst nicht mehr sichtbar war.
Solche Beobachtungen mache ich fast täglich. Spender stehen zentral, sind immer im Blick – und trotzdem oft hygienisch ein Schwachpunkt. In diesem Beitrag zeige ich fünf typische Fehler, die mir regelmäßig begegnen – und erkläre, warum sie nicht nur hygienisch, sondern auch rechtlich relevant sind.

5 kritische Fehler im Umgang mit Seifen- und Desinfektionsspendern


Desinfektionsmittel- und Seifenspender gehören zur Grundausstattung jeder hygienerelevanten Betriebsstätte. Ob im Pflegeheim, beim Bäcker, in der Arztpraxis oder im Piercingstudio – sie stehen oft an zentralen Orten und vermitteln Sicherheit. Doch genau dort beginnt das Problem: Was eigentlich vor Keimen schützen soll, wird in der Praxis häufig selbst zur Keimquelle. In diesem Beitrag zeige ich auf, welche fünf klassischen Fehler Betriebe machen – und warum diese nicht nur hygienisch, sondern auch rechtlich relevant sind.

1. MHD unleserlich oder ganz entfernt

Ein häufiger Fehler: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf Flaschen oder Kartuschen ist nicht mehr lesbar – entweder durch Abrieb, weil es an der Rückseite klebt, oder weil die Flasche beim Einsetzen in ein geschlossenes Spendersystem vollständig verdeckt wird. Manche reißen das Etikett sogar ab. Das ist nicht nur unpraktisch, sondern gefährlich.

Warum das problematisch ist:
– Ohne erkennbares MHD kann niemand beurteilen, ob das Produkt noch wirksam ist.
– Im Falle einer Kontrolle (z. B. durch Gesundheitsamt oder Hygieneaudit) fehlt die Rückverfolgbarkeit.
– Bei Desinfektionsmitteln gilt das MHD nicht nur für die Wirkung – sondern auch für die mikrobiologische Unbedenklichkeit. Ein abgelaufenes Produkt kann verkeimen.

Empfehlung:
MHDs müssen bei jedem eingesetzten Produkt von außen sichtbar oder intern dokumentiert sein – z. B. über eine kleine Klebeetikette am Spendergehäuse mit „MHD: 10/2025“.


2. Kein Datum beim Einsetzen dokumentiert

Viele Betriebe tauschen Seifen- oder Desinfektionsflaschen aus – und notieren nirgends, wann das passiert ist. Das ist ein handfester Fehler.

Warum das wichtig ist:
– Nach Anbruch beginnt die Haltbarkeit zu laufen. Bei vielen Produkten gelten dann nur noch 12 Wochen.
– Ohne Einlagedatum kann nicht beurteilt werden, ob die Anwendung noch sicher ist.
– Kommt es zu einer Infektion im Betrieb, fehlt der Nachweis einer ordentlichen Anwendungskontrolle.

Empfehlung:
Jede neue Flasche oder Kartusche sollte mit Einlagedatum versehen werden – ideal per Klebeetikett, Eintrag im Reinigungsplan oder digitalem System.


3. Eigenständiges Umfüllen – ein legales Risiko

Besonders in kleineren Betrieben sehe ich es regelmäßig: Es wird nachgefüllt. Entweder wird ein Kanister in die alte Flasche gegossen oder – noch schlimmer – ein Produkt aus einem anderen Gebinde per Trichter in die Spenderkartusche gefüllt. Auch Eigenmischungen aus Seife und Wasser kommen vor.
Klartext: Das ist verboten. Punkt.

Rechtliche Grundlage:
• Nach dem Arzneimittelgesetz (§ 13 AMG) ist das Umfüllen von Desinfektionsmitteln apothekenpflichtig.
• Nur autorisierte Stellen dürfen Produkte aufbrechen oder neu verpacken.
• Während der Corona-Pandemie gab es hier kurzfristig eine behördliche Duldung – diese ist seitdem aber erloschen.

Wichtig zu wissen:
Auch Großgebinde haben nach dem Öffnen eine begrenzte Haltbarkeit. Viele Betriebe glauben fälschlich, dass das MHD nur für kleine Einzelflaschen gilt – tatsächlich beginnt die Frist auch bei Kanistern mit dem ersten Anbruch. Wird daraus nachgefüllt, muss dokumentiert werden, wann das Gebinde geöffnet wurde und wie lange es danach noch verwendet werden darf.
Wird das nicht kontrolliert, kann es zu Keimbelastungen, Wirkungsverlust oder Hautreaktionen kommen – besonders bei seltener Nutzung und langer Lagerung.

Risiko:
Wer selbst umfüllt, haftet im Zweifel für Keimausbrüche, Hautirritationen oder unklare Rückstände. Auch bei reiner Seife gilt: Nachfüllen aus großen Gebinden ist nur erlaubt, wenn das System dafür zugelassen und die Rückverfolgbarkeit gesichert ist.

4. Spender werden nie gereinigt

„Da kommt doch nur Desinfektionsmittel raus – das reinigt sich selbst.“ Diesen Satz habe ich schon oft gehört. Und er ist falsch. Spender sind technische Geräte mit Pumpmechanismen, Düsen, Rücksaugkammern und Kontaktflächen. Ohne Reinigung setzen sich dort Produktreste ab – und genau dort können Keime wachsen.

Besonders bei Handdesinfektionsmitteln mit rückfettenden Zusätzen (z. B. Glycerin oder Panthenol) bleibt ein dünner Film am Auslass zurück. Dieser Film bietet Keimen einen idealen Nährboden – besonders, wenn er über Tage nicht entfernt wird. Auch die Auffangschalen unterhalb des Spenders enthalten häufig Rückstände, die austrocknen, verkrusten und kontaminiert sein können.

Ein weiteres Problem: Alkoholische Desinfektionsmittel sind nicht unbegrenzt stabil. Wenn sie längere Zeit in offenen Systemen stehen, kann sich der Alkoholgehalt verflüchtigen – besonders bei warmer Umgebung oder direkter Sonneneinstrahlung. Die Wirkung sinkt – oft, ohne dass es bemerkt wird.

Und besonders wichtig:
Nicht nur der sichtbare Bereich außen muss gereinigt werden. Auch das Steigrohr, der Pumpmechanismus und die Düse selbst sind keimrelevant. In vielen Betrieben wird nur die Außenseite abgewischt – das Innensystem jedoch bleibt unangetastet. Dabei können sich genau dort Rückstände und Mikroorganismen ablagern. Bei Systemen mit Nachfüllkartuschen empfiehlt sich, den kompletten Spender regelmäßig zu demontieren, zu reinigen und ggf. auch zu desinfizieren.

Risiken bei fehlender Reinigung:
• Bildung von Biofilm (besonders bei Seife)
• Verunreinigung durch Rücksaugen von Hautpartikeln oder Wasser
• Ablagerung von rückfettenden Bestandteilen mit Keimbelastung
• Wirkungsverlust durch verdunsteten Alkohol
• Verstopfung der Düse durch eingetrocknete Rückstände
• Kontamination im Steigrohr und der Pumpe selbst
• Scheinbare „Hygiene“ – obwohl die Anwendung kontaminiert ist

Empfehlung:
Spender mindestens wöchentlich reinigen – bei häufiger Nutzung häufiger. Reinigung mit warmem Wasser, ggf. geeigneten Reinigungsmitteln und desinfizierendem Nachwischen. Wichtig: nicht nur außen wischen, sondern das System öffnen und auch das Innere, das Steigrohr und die Pumpe gründlich säubern.


5. Vermeintliche Eigenverantwortung – aber keine klare Zuständigkeit

Viele Betriebe haben Spender im Einsatz, aber keiner fühlt sich verantwortlich. Mal füllt die Reinigungskraft nach, mal die Bürokraft, mal die Chefin selbst. Das ist fatal – denn es fehlt die Kontrolle.

Folgen:
– Reinigungsintervalle werden ausgelassen
– Falsche Produkte werden eingesetzt
– Keiner weiß, wann zuletzt gewechselt wurde

Lösung:
– Einen klaren Zuständigen benennen (z. B. Hausmeister, Teamleitung, Hygienebeauftragter)
– Reinigung und Wechsel dokumentieren (Checkliste, Reinigungsplan, digital)
– Produkte nur zentral beschaffen und systematisch prüfen

Fazit: Spender brauchen mehr als einen Griff – sie brauchen Kontrolle
Wer Desinfektionsmittel- oder Seifenspender einsetzt, übernimmt Verantwortung. Nicht nur für die Funktion, sondern für die Sicherheit derer, die sie benutzen. Wer hier spart oder schludert, riskiert nicht nur Keime – sondern im Ernstfall auch rechtliche Folgen.