Reinigungsmittel und Lebensmittel – Wenn Hygiene zur Gefahr wird
Gekochter Reis unter dem Seifenspender – wie sauberes Arbeiten ins Gegenteil kippen kann
Ein Auditbeispiel aus der Sushi-Gastronomie
Sushi-Restaurants hinterlassen oft einen aufgeräumten Eindruck: blanke Flächen, gekühlte Zutaten, strukturierte Abläufe. Doch ein Problem begegnet mir bei fast jedem Audit – und es wird regelmäßig unterschätzt:
offen gelagerter, gekochter Reis direkt unter dem Seifen- oder Desinfektionsspender.
Die Begründung klingt harmlos:
„Da ist halt Platz.“
Doch genau das ist ein Denkfehler.
Was dabei oft übersehen wird:
Jeder Tropfen, der beim Händewaschen, Desinfizieren oder Nachfüllen daneben geht, kann direkt auf den warmen Reis tropfen – oder als feiner Sprühnebel zurückbleiben. Die Folge: Mikrobiologische und chemische Kontamination auf einem idealen Nährboden aus Stärke, Wärme und Feuchtigkeit.
Die Risiken im Überblick:
- Chemische Belastung durch Rückstände aus Seife, Alkohol oder Reinigungsmitteln
- Mikrobielles Risiko durch verunreinigte Spender oder Tropfwasser
- Verstärkte Keimvermehrung durch warme Lagerung und fehlende Abdeckung
- Verstoß gegen HACCP-Grundsätze, LMHV – und in Einzelfällen auch gegen TRGS 510 (Lagerung chemischer Stoffe)
Besonders heikel wird es, wenn Reinigungsmittel in direkter Nähe zu Lebensmitteln stehen – etwa neben dem Schneidebrett oder zwischen frischen Zutaten. Ordnung im Sichtbereich ersetzt keine funktionierende Hygienelogik.
Was viele unterschätzen:
Solche Fehler gelten bei behördlichen Kontrollen nicht als Bagatelle – sondern können als unmittelbare Gesundheitsgefährdung eingestuft werden.
Selbst ohne sofortiges Bußgeld führt ein dringender Hinweis im Kontrollbericht bei der nächsten Prüfung oft zur Beanstandung – mit allen Folgen für den Betrieb.
Fazit:
Hygiene darf nicht an Bequemlichkeit scheitern.
Lebensmittel gehören niemals unter oder neben Spender, Chemikalien oder Reinigungsmittel. Wer Platzprobleme hat, muss umstrukturieren – nicht improvisieren.
Denn wenn Sauberkeit falsch eingesetzt wird, wird sie selbst zur Gefahr.